Antwort: Jeden. Und jede.
Männer und Frauen, Jungen und Mädchen, Junge und Alte.
Arme und Reiche, Einheimische und Ortsfremde,
Kranke und Gesunde,
Workaholics und Arbeitslose.
Und noch viele, viele mehr.
Eben absolut jede und jeden.
Für viele Menschen ist das ein sehr erschreckender Gedanke.
Ein Gedanke, der
bedrängt und bedrückt,
die eigene Angreifbarkeit deutlich macht,
die eigene Hilflosigkeit vor Augen führt.
Ein Gedanke, der
oft zu Schuldfragen und Schuldzuweisungen führt,
häufig zu Lasten des Opfers.
"Wie konnte sie nur mit DEM ausgehen!"
"Wieso ist er überhaupt mit dieser widerlichen Clique losgezogen!"
"Sie hat sich nicht genug gewehrt!"
"Er hat sich wieder mal alles gefallen lassen, voll das Opfer!"
"Sie war viel zu sexy angezogen, dieses Flittchen!"
"Er hat ja mal wieder voll den Schwanz eingezogen, der Schwächling!"
Und so weiter und so weiter und so weiter.
Das sind Anschuldigungen, die den betroffenen Menschen schnell schmerzhafte Wunden zufügen.
Oft genug auf die Betroffene/den Betroffenen abgefeuert, können solche Anschuldigungen dazu führen, dass die/der Betroffene anfängt,
sich selbst eine Mitschuld an dem erlittenen Unrecht zu geben. Oder sogar die alleinige Schuld. Je jünger die/der Betroffene ist, desto größer ist diese Gefahr. Denn je jünger wir sind, desto
leichter und tiefer können uns andere, vor allem ältere Menschen beeinflussen. Sind wir doch auf sie angewiesen, um fürs Leben zu lernen.
Tu dir selbst einen großen Gefallen und mach dir klar:
Zum Opfer einer Gewalttat zu werden ist KEINE Schande!
Schändlich ist es, Gewalt zu begehen, sie zu dulden oder gar zu begrüßen.
Schuld ist einzig und allein NUR der- oder diejenige, die Gewalt ausübt.
Erlaube dir selbst, anzuerkennen, dass jemand anderes dir Unrecht zugefügt hat und du ihr/ihm in diesem Moment unterlegen warst. Gestehe dir zu, deinen erlittenen Schmerz als erlittenes Unrecht ernst zu nehmen. "Andere sind doch viel schlimmer dran." Das ist natürlich möglich. Jeder Mensch ist in seiner Umgebung ganz eigenen Herausforderungen, Ungerechtigkeiten und Belastungen ausgesetzt. Logisch, dass es da große Unterschiede gibt.
Doch nur, weil dir vermeintlich "nicht das Schlimmste passiert ist" musst du deine Schmerzen, Sorgen und Nöte NICHT stillschweigend hinnehmen oder sie womöglich sogar vor dir selbst klein reden!
Sobald es dir schlecht geht mit etwas, das du selbst erlebt oder mitbekommen hast, darfst du dir selbstverständlich auch Hilfe suchen, um damit umgehen zu können. Lass dich dabei nicht entmutigen, wenn dein erster Ansprechpartner dir die erhoffte Unterstützung nicht geben möchte oder kann. Das ist zwar schade und enttäuschend, aber zum Glück kein Weltuntergang in einer Zeit, in der allein schon über das riesige Informationsportal Internet unzählige Möglichkeiten offen stehen, die ersehnte Unterstützung zu finden. Virtuell, telefonisch oder irgendwo persönlich vor Ort. Und auch im Kreis der Freunde, Bekannten, Verwandten kann sich ja doch noch jemand finden, der oder die dir freundschaftlich zur Seite stehen möchte.
Also nicht unterkriegen lassen! Die Chance auf Erfolg besteht bei jedem neuen Versuch!