Die eigenen Stärken stärken - geht das?
Ja, sehr gut!
Körper, Geist und Seele können wir wunderbar trainieren. Und wenn wir sie mal ganz bewusst in Ruhe lassen und entspannen, erholen sie sich und laden ihre
Energietanks auf. Dabei hilft natürlich auch die lockere, spielerische Beschäftigung mit Tätigkeiten, die uns angenehm sind. Mit Erlebnissen, die uns inspirieren und anregen.
Ohne Zwang. Mit Freude. Von Herzen.
Körperliche Fitness ist mehr als das erfolgreiche Ergebnis aus vielen Stunden harten, ehrgeizigen Trainings in einer bestimmten sportlichen Disziplin jede Woche. Körperliche Fitness heißt vor allem, dass der Körper in die Lage versetzt wird, mit eigener Muskelkraft und beweglichen Gelenken, mit geschmeidig arbeitenden Sehnen und Bändern und wachen Sinnen unmittelbar und vielseitig für die eigene Bewegung sorgen zu können. Im Rahmen der eigenen körperlichen Möglichkeiten. Passend zum jeweiligen Bedarf. Zur Not auch blitzschnell oder wehrhaft.
Es muss nicht das mehrstündige regelmäßige Training der eigenen Lieblingssport-Disziplin sein. Natürlich sorgt auch das für Fitness und gesteigertes Wohlbefinden und gute Kenntnis um die Stärken und Schwächen des eigenen Körpers. Aber es hilft auch schon weiter, öfter das Fahrrad zu nehmen als das Auto, mehr Treppen zu steigen als Fahrstuhl zu fahren, gern mal zu tanzen oder Frühsport zu machen für einen guten Start in den Tag. Und so weiter.
Will sagen: ALLES, was dafür sorgt, den Körper aus eigener Kraft zu bewegen und fitter zu machen, kann im Notfall helfen.
JEDES körperliche Training fördert ein besseres Körpergefühl und so auch ein größeres Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.
Und selbst wenn du körperlich eingeschränkt sein solltest, zum Beispiel durch Krankheit oder Behinderung, bist du doch trotzdem weiter handlungsfähig: Im Notfall kann schon lautes Schreien, um andere Menschen aufmerksam zu machen, viel bewirken. Und im Rahmen deiner Möglichkeiten werden sich immer Übungen und Tätigkeiten finden lassen, die du für dich selbst nutzen kannst, um dein Körpergefühl und dein Selbstbewusstsein zu verbessern. Es gibt eben nicht DIE Sportart oder DAS Zaubertraining, das für jeden Menschen gleich gut hilft. Schau dir nur mal an, welche unglaublichen Leistungen körperlich beeinträchtigte Spitzensportler bei den Paralympics erbringen - einfach umwerfend.
Klar, natürlich kann und will längst nicht jeder auf dem Niveau eines Spitzensportlers leben und trainieren. Völlig egal, welchen Sport und welche körperlichen Voraussetzungen man betrachtet. Wichtig ist mir der Vorbildcharakter:
Wow, was hat der/die da geschafft! Beeindruckend! Es geht also doch was!
Eine wunderbare Ausgangsbasis, um zuversichtlich eigene Stärken und Fähigkeiten auszuloten
und sich darin zu üben.
Ein wunderbarer Allrounder für Fitness, Selbstverteidigung und Selbstvertrauen:
Kampfkunst und Kampfsport
Wie jetzt? Eine Website gegen Gewalt, und der erste Tipp zur Selbststärkung betrifft KAMPFsport?? Bin ich hier im falschen Film???
☺
Keine Sorge, du bist hier schon ganz richtig. Was vielleicht auf den ersten Blick widersprüchlich erscheint, wird, wie so oft im Leben, bei genauerem Hinschauen nachvollziehbar und sogar logisch. Um die Vorteile der sportlichen Beschäftigung mit Kampftechniken vorurteilsfrei entdecken und für sich nutzen zu können, hilft als Erstes die folgende Erkenntnis:
Kampfkunst und Kampfsport bedeuten gerade NICHT das hemmungslose Austoben von Schlägereien, Pöbeleien oder willkürlichen Angriffen.
Im Gegenteil geht es bei Kampfkunst und Kampfsport um den gezielten, konzentrierten Einsatz der eigenen Körperkräfte mit dem Ziel, einen Angreifer abzuwehren und außer Gefecht zu setzen. Sprich, einen Angreifer so kampfunfähig zu machen, dass man selbst aus der Gefahrensituation fliehen kann.
Denn Flucht ist die beste Verteidigung. Es geht vor allem darum, der Gefahr zu entkommen. Dieses Ziel zu erreichen, dabei können Techniken aus Kampfkunst oder Kampfsport gut helfen.
Einige der obersten Grundsätze in der Selbstverteidigung:
♦ Weiche einem Kampf aus, wo immer es geht.
♦ Nutze jede Gelegenheit zur Flucht.
♦ Wenn du dich doch körperlich verteidigen musst,
dann tu so viel wie nötig, um sicher fliehen zu können. Mehr nicht.
Achtung!
Selbst Nachtreten oder extra nochmal zuschlagen, um die eigene Wut abzureagieren, hat NICHTS mit legitimer Selbstverteidigung, also Notwehr, zu tun.
Im Gegenteil: Das wäre auch Gewalt. Und die Anwendung solcher Gewalt könnte sogar vor Gericht gegen dich verwendet und verurteilt werden.
Dazu gibt es viele Medienberichte und online verfügbare juristische Ratgeber. Schau am besten mal selbst im Web nach entsprechenden Informationen, um für den Notfall besser Bescheid zu wissen.
Nach diesem kurzen Einblick in die Grundsätze der Selbstverteidigung geht es jetzt an die Betrachtung von Kampfkunst und Kampfsport als Training für Geist und Körper. Ja, richtig: Nicht nur Muskulatur und Beweglichkeit werden durch diese traditionellen Kampftechniken gestärkt und gefördert, sondern auch Kopf und Herz. Neben der körperlichen Disziplin, die man für das klassische Training in Karate, Taekwondo, Judo und ähnlichem aufbringen muss, helfen die Trainings auch dabei, sich selbst zu überwinden, sich also selbst immer mehr zuzutrauen. Zum Beispiel gibt es Partnerübungen, in denen das vorher Gelernte mit einem Trainingspartner ausprobiert wird. Angriff und Verteidigung im regulierten Wechselspiel sorgen dafür, dass die Kämpfenden einerseits die Techniken immer besser beherrschen und andererseits sich immer besser zutrauen, Tritte und Schläge überhaupt gegen einen anderen Menschen zu führen. Denn das darf man auf keinen Fall vergessen:
In unserer sehr auf Zurückhaltung und Pazifismus geprägten Gesellschaft ist es für sehr viele Menschen unvorstellbar, überhaupt Hand oder Fuß gegen einen anderen Menschen erheben zu dürfen. Dieses Tabu ist bei sehr vielen Menschen dermaßen stark verinnerlicht, dass sie sich selbst im Falle einer notwendigen Selbstverteidigung nicht überwinden können, einen Schlag oder Tritt gegen Angreifer auszuführen. Frauen und Mädchen fällt das oft besonders schwer. Diese im Notfall schädliche Eigenblockade überwinden zu können, dabei helfen im Kampfsport Partnertrainings, die dafür sorgen, dass jede/r Kämpfende sich der eigenen Kraft und Wehrhaftigkeit ohne Gefahr bewusst werden kann.
Solche Partnertrainings können im sogenannten "Leichtkontakt" oder "Vollkontakt" ausgeführt werden. Ich selbst habe vor vielen Jahren im Taekwondo beides ausprobieren können und fand den "Leichtkontakt" eher suboptimal, weil er eben gerade NICHT verlangt, dass eine Technik wirklich ungebremst durchgeführt wird. Meiner Meinung nach wird im Leichtkontakt genau das wichtige "sich selbst überwinden" eher gebremst als gefördert, so nach dem Motto: "Wasch mich, aber mach mich nicht nass." Oder auch: "Yeah! Jetzt HÄTTE ich dich getroffen!" Das war mein Eindruck davon. Da mag jede/r für sich selbst mithilfe von guten Kampfsportschulen/-vereinen herausfinden, was ihn/sie am besten weiterbringt.